DG Coaching & Beratung
Journal für persönliche Entwicklung
Checkliste: Wie finde ich einen professionellen Personal und Life Coach?
Diese 7 Red Flags (Warnzeichen) weisen Ihnen den Weg durch den Coaching-Dschungel!
2/2024 Von: D. V. Günter
☐ Red Flag #1
Der oder die Coach/in macht Ihnen prophetische Erfolgs-Versprechen und definiert für Sie, was Erfolg ist - im Stil von: "Garantierte Abkürzung zu Glück und Reichtum in nur 6 Wochen" oder Ähnliches.
Gut zu wissen:
Im Coaching ist das bewusste Zielen in die Zukunft zwar wichtig, jedoch im Sinne einer gemeinsamen Identifizierung und Fokussierung notwendiger Schritte zu Ihrer gewünschten Veränderung.
Ob, welche und wie viele Schritte Sie für Ihre persönliche Zielerreichung gehen möchten, obliegt allein Ihnen. Der oder die Coach/in dient Ihrem individuellen Anliegen - nicht umgekehrt.
☐ Red Flag #2
Der oder die Coach/in erklärt Ihnen, was Sie tun und lassen müssen
oder sollten.
Gut zu wissen:
Coaching ist keine Expertenberatung, sondern eine Prozessbegleitung, bei der Coaches Sie mit ihrem Handwerkszeug (bewährten Coaching-Methoden, -Tools, -Fachwissen, persönlicher Eignung und Erfahrung) dabei unterstützen: Ihre eigenen, Ihnen innewohnenden Lösungen, Ressourcen und Potenziale frei zu setzen und zu aktivieren. Der Experte für Ihr Leben sind und bleiben also Sie selbst.
Professionelle Coaches nutzen zwar häufig ihr Expertenwissen, etwa zur Psychoedukation (fachliche Wissensvermittlung), setzen dies aber lediglich ergänzend ein. Meist klären sie auf ihrer Webseite oder im Gespräch über die Unterschiede der zum Einsatz kommenden Beratungsformate auf und richten sich nach Ihren Wünschen.
☐ Red Flag #3
Der oder die Coach/in schreibt auf der Webseite mehr über sich selbst als darüber, was er/sie für Sie tun kann und warum er/sie dafür qualifiziert ist: Selbstdarstellung spielt eine große Rolle.
Gut zu wissen:
Die Begriffe Coach und Coaching sind im Unterschied zu Bezeichnungen wie etwa Psychotherapeut oder Psychotherapie nicht geschützt. Jeder darf sich also so nennen. Das zieht unter anderem auch Menschen an, die eher an persönlicher Geltung und der Weitergabe ihrer persönlichen Meinungen interessiert sind als an Coaching-Fachwissen und klientenfokussierter Arbeit.
☐ Red Flag #4
Der oder die Coach/in gibt auf der Webseite oder auf Nachfrage keine Information zu Aus- und Weiterbildungen an.
Gut zu wissen:
Professionelle Coaches investieren meist viele Jahre bzw. lebenslang in die eigene Persönlichkeitsentwicklung, gute Coaching-Ausbildung sowie ständige Fort- und Weiterbildung. Sie werden ihre erworbene Qualifikation jederzeit offenlegen und wissen, dass diese eine wichtige Orientierungshilfe für Klienten ist.
☐ Red Flag #5
Der oder die Coach/in gibt keine Selbsterfahrung/Selbstreflexion an, hat also das eigene Denken, Fühlen und Handeln nur wenig oder gar nicht in professionell begleiteten Settings (wie z.B. Psychotherapie, Workshops o.Ä.) hinterfragt und analysiert oder erscheint als Person inkongruent, im Widerspruch zum eigenen Coaching-Angebot.
Gut zu wissen:
Professionelle Coaches haben auf ihrer eigenen Lebensreise meist viel unternommen, um persönliche Herausforderungen und Schwierigkeiten zu meistern. Je erfolgreicher sie dabei sind, desto größer kann der Wunsch werden auch andere zu fördern.
Doch bei Coaches und auch Psychotherapeuten gibt es auch diejenigen, die aus der Theorie heraus arbeiten und weder das erworbene Fachwissen bei sich selbst angewendet haben, noch eigene Therapie- oder Coaching-Erfahrungen sammeln konnten.
Solche Coaches verstricken sich unter Umständen leichter emotional in die "Geschichte" ihrer Klienten, werden unter Umständen ungeduldig oder wütend, wenn sie eigene Projektionen und Übertragungen nicht als solche einordnen.
☐ Red Flag #6
Der oder die Coach/in nennt sich Heiler/in, impliziert oder macht Heilversprechen.
Gut zu wissen:
In Deutschland gibt es klare Berufs- und Verbraucherschutzgesetze, an die sich auch Coaches halten müssen: So ist etwa die Erlaubnis zur Ausübung der Heilkunde ausschließlich Ärzten, Psychiatern, Psychotherapeuten und Heilpraktikern für Psychotherapie vorbehalten. Nur diese Berufsgruppen dürfen körperlich oder psychisch erkrankte Menschen, zum Zwecke der Heilung, behandeln.
☐ Red Flag #7
Stichwort: "Bindestrich-Coaching": Der oder die Coach/in kombiniert die Bezeichnung Coach mit beliebigen Alltags-Begriffen wie Shopping-Coach, Crypto-Coach, Aufräum-Coach oder Ähnlichem.
Gut zu wissen:
Professionelle Coaches mit einer soliden Coaching-Ausbildung und ggf. entsprechenden Weiterbildungen (ca. 250 Stunden am unteren bis ca. 800 Stunden oder weit darüber am oberen Rand), haben sich bei umfangreicheren Ausbildungen wahrscheinlich auch mit Systemtheorie beschäftigt und sind gegebenfalls auch zum Psychologischen Berater/in geschult.
Solche Coaches nennen sich dann vielleicht Systemische Coaches und/oder Psychologische Berater o. Ä. und es ist wahrscheinlicher, dass sie auch einen Begriff davon haben, was sie dafür können müssen, dürfen und nicht dürfen, und ob sie der jeweiligen Bezeichnung gewachsen sind.
Wer sich Erfolgs-Coach, Aufräum-Coach o. Ä. nennt, könnte auch jemand sein, der einfach nur gerne berät oder anderen beim Aufräumen hilft und dies als Dienstleistung anbietet - ohne dabei zu wissen, wofür professionelles Coaching, dessen Qualitäts-Standards, Methoden, Ethik-Richtlinien, im Sinne der Coaching-Verbände oder Branchen-Pioniere, wie z.B, Sir John Whitmore* überhaupt stehen. Die zahlreichen Coaching-Verbände, die sich seit 2004 gegründet haben, grenzen sich deutlich von der „Bindestrich-Coaching-Szene“ ab.
Zu Berücksichtigen:
Wie sich ein Coach oder eine Coachin genau bezeichnet und welches Maß an Professionalität, Qualifikation, Kompetenz, persönlicher Eignung und Erfahrung sich dahinter verbirgt, kann nur im Einzelfall bewertet und nicht verallgemeinert werden.
Wie so oft im Leben, entscheidet manchmal auch "einfach" der, für ein Coaching essenzielle, Rapport, also, wie gut man miteinander kann, darüber, ob es zur erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Klient/in und Coach/in kommt.
Zudem gilt wohl auch hier, dass jede/r Coach/in seine oder ihre ganz eigene Perspektive auf und Meinung zu Red Flags haben dürfte, da es eben keine einheitlichen Standards gibt – nicht einmal bei den vielen Coaching-Verbänden, die meist ebenfalls jeweils ihr eigenes "Süppchen" kochen.
* Sir John Whitmore, einer der Initiatoren des Coachings aus England: "Ich fühle eine Verantwortung für die Coaching-Bewegung und unser "Produkt": authentische, angstfreie, selbstverantwortliche Menschen, die nicht mehr Opfer von Hierarchien und hierarchischem Denken sind.". Er benannte u. a. das GROW-Modell (Goals, Reality, Options, Will).
Autorin:
Daniela V. Günter, Journalistin, Systemische Coachin, Integrative Psychologische Beraterin (www.daniela-guenter-coaching.com | 27/2/24).
Foto: Vladislav Babienko auf Unsplash